Abb.: Kopien Berman-Kacheln

Inventarnummer: Berman Kachel Judith und Holofernes
Datierung: Ende 16. Jahrhundert n. Chr.
Fundort: Schloss, Frankfurt-Höchst, Hessen, Deutschland

Inventarnummer: Berman Kachel Eherne Schlange
Datierung: Ende 16. Jahrhundert n. Chr.
Fundort: Schloss, Frankfurt-Höchst, Hessen, Deutschland

Alle Angaben ohne Gewähr.
© Verein für Geschichte und Altertumskunde e.V. Frankfurt a.M.-Höchst

Berman-Kacheln

Aus der guten Stube des Höchster Schlosses.

Die beiden abgebildeten Kacheln wurden 1981/82 bei Grabungen in Frankfurt-Höchst entdeckt. Man fand sie im Höchster Schloss, sie gehörten zu einem Kachelofen des späten 16. Jahrhunderts. Auf ihnen die Signatur Hans Berman, ein Kunsthandwerker, über dessen Leben man wenig weiß.

Ofenkacheln mit Signatur Bermans fand man in Europa häufiger – von Südschweden bis zur Schweiz. Viele religiöse Motive gehen vermutlich auf den Frankenberger Kunsthandwerker Philipp Soldan zurück, diese griff Berman ab Mitte des 16. Jahrhunderts auf. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurden die Kacheln – zumal in dieser Menge – nicht von Berman selbst gebrannt und vertrieben, sondern die Formen wurden von Dritten als Kopien gehandelt, oder die fertige Kachel kopiert. Einen der größten Bestände an Berman-Formen befinden sich im Besitz von Peter und Philipp Kitz in Burgholzhausen. In deren Werkstatt wurden auch die Höchster Kacheln hergestellt. Die angegebene Jahreszahl 1562 entspricht sicher nicht dem Herstellungsjahr. Denn die Formen wurden über mehrere Jahrzehnte genutzt.

Unsere Kacheln zeigen das Motiv Judith und Holofernes (links) und die eherne Schlange (rechts). Das blutige Schauspiel der Enthauptung des Holofernes geht aufs Alte Testament zurück, auf das Buch Judith. Die Geschichte wurde gern in Werken der Kunst, Musik und Literatur in zahlreichen Variationen dargestellt – vom späten Mittelalter bis ins frühe 20. Jahrhundert. Judith, eine mutige und attraktive Witwe wagt sich unbewaffnet ins Lager der Armee, die ihre Stadt belagert und brandschatzt – und tötet den obersten Befehlshaber Holofernes, indem sie ihn erst mit schwerem Wein betrunken machte und ihn dann gemeinsam mit ihrer Magd zu enthaupten. Judith setzte ihre weiblichen Reize ein, um ihr Ziel zu erreichen – die Abwendung großer Not von ihrem Volk.  Die Botschaft: Männliche Kraft wird durch Begierde geschwächt.

Die eherne – also eiserne – Schlange begegnet uns in der Bibel ebenfalls im Alten Testament. Im vierten Buch Moses sprach der Herr zu Mose: „Mache dir eine eherne Schlange und richte sie an einer Stange hoch auf. Wer gebissen ist und sieht sie an, der soll leben.“ Später wird die Geschichte von der Schlange im Neuen Testament aufgegriffen, als Jesus mit Nikodemus spricht und dabei die Geschichte als Analogie verwendet: „Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der (an ihn) glaubt, in ihm das ewige Leben hat.“