Doppeljubiläum, Sponsoring und andere Geheimnisse

Gebührend gefeiert: 130 Jahre Vereinsbestehen, 125 Jahre Archiv im Zollturm und ein Spenderfest für die Sponsoren des Vereins. Unser Vereinsvorsitzender Frank Mayer bedankt sich.

„Grundriss der kurfürstlichen Mainzen neue Anlage bey Hoechst“ von 1772 – Übergabe des restaurierten Plans der Neustadt von Höchst durch Ortsbeiratsvorsitzende Susanne Serke und Frank Mayer. Foto: © Sonja Möschter

An den beiden ersten Wochenenden im Juli 2024 öffneten wir das Zollgärtchen fürs Publikum im Rahmen des Designparcours und des Höchster Schlossfestes. Schriftführer Dr. Rainer Kowalkowski gab ein kleines Konzert auf der Orgel der Justinuskirche. Im Zollgarten präsentierten Nicole Lindau und ihre Spinnerinnen eine der ältesten Kulturtechniken der Menschheit und demonstrierten, wie Spinnrad, Haspel und Flachsbrecher funktionieren. Auf dem Schlossplatz unter der alten Friedenseiche verkauften wir Kaffee, Kuchen und leckeren Wein. Die Erlöse fließen in die Vereinsarbeit ein.

Am Freitag, den 12. Juli 2024, gaben wir zudem einen festlichen Empfang für unsere Sponsoren mit leckeren Häppchen von Enrique Perez Garcia vom Catering Höchst. Diese Sponsoren unterstützen unsere Arbeit zum Teil schon seit Jahren und ohne die es einfach nicht ginge. So sind allein 20.000 Euro in die Gestaltung des Gartens geflossen, 50.000 Euro in die Restaurierung von Objekten. Viele dieser Objekte werden im Bolongaromuseum zu sehen sein. Frank Mayer bekräftigte, dass wir locker „noch eine Million ausgegeben könnten für die Sanierung von Exponaten aus dem Archiv“.

Ob unsere Vereinsgründer am 8. April 1994 jedenfalls geahnt haben, was in 130 Jahren aus dem Verein wird? Sicher hatten sie es damals einfacher.

Vor 130 Jahren ging es los!

Der erste Vorsitzende war Gustav von Brüning, der Sohn des Gründers der Farbwerke und damaliger Firmenchef. Später war dann der „Oberbürgermeister“ von Höchst – Dr. Viktor Palleske –Vereinsvorsitzender. Übertragen auf die heutige Zeit hieße es, dass Mike Josef die ganzen Mails als Vereinsvorsitzender verfasst hätte. Unser Vorsitzender ist sich sicher, „dass die Ämter höchstwahrscheinlich eher reagieren oder dass man zumindest eine Antwort bekäme – aber lassen wir den Gedankengang“.

Aber auch in den 1960er bis 1980er Jahren zu Zeiten der Höchst AG war vieles einfacher. Wenn der Verein Geld brauchte, brauchte er nur bei den Farbwerken anzuklingeln. Nach kurzer Zeit war das Konto gefüllt. In unseren Archiven fanden sich interessante Schriftstücke. So auch, dass der Verein darum bat, sein Mitglied Rolf Kubon doch bitte für eine Ausgrabungswoche von den Arbeiten freizustellen. Die Antwort gab Frank Mayer beim Sponsorenempfang zum Besten: „Dass sie dies gerne tun würden, aber es schon nützlich wäre, wenn Herr Kubon nach einem halben Jahr des Fehlens überhaupt wieder auf die Arbeit käme“. Er war zum Glück geschichtsbegeistert und ließ keine Ausgrabung aus. Wir haben ihm einiges zu verdanken.

Zwei halbe Drachen

Axel Knauber, Vorsitzender der Initiative Pro Höchst, und seine Vorstandskollegin Monique Elsäßer enthüllten an dem Abend einen sanierten Drachenkopf aus Buntsandstein, der ursprünglich aus dem Bolongaropalast stammen müsste. Ursprünglich waren wir überzeugt davon, dass der Drachenkopf zu einem Körper gehöre, der ebenfalls im Garten des Geschichtsvereins steht. Wie sich bei der Sanierung herausstellte, gehören die Teile jedoch nicht zusammen. Bei der Maserung des Steins passt die Verlaufsrichtung einfach nicht zueinander. Damit hat Pro Höchst eben zwei halbe Drachen saniert – ein Umstand, an dem sich nun wirklich keiner störte.

Der Plan für die Höchst Neustadt

Ortsvorsteherin Susanne Serke enthüllte den von der Mühlheimer Papierrestauratorin Martina Noehles restaurierten Plan der Höchster Neustadt aus dem späten 18. Jahrhundert. Gesponsert von mehreren Spendern, unter anderem von der Dr.-Marschner-Stiftung in Frankfurt. Der ehemals verdreckte Plan mit den vielen Rissen war erst einen Tag zuvor wieder zurückgekommen und zeigt den „Grundriss der kurfürstlichen Mainzen neue Anlage bey Hoechst“ von 1772. So stellte Emmerich Joseph sich zumindest vor, wie ausgehend vom Bolongaropalast die Häuser angeordnet sein sollten. Es blieb bei der Planung.

Die wahren Schätze des Vereins

Der Garten birgt immer noch Geheimnisse. Beim „Buddeln” für den zweiten Drachensockel sind Steinmetz Peter Stein aus Karlstein und sein Assistent Stefan Konrad nahe der historischen Brunnenwand im hinteren Teil des Gartens auf Steinplatten gestoßen. Da sich diese hohl anhörten, legten sie diese komplett frei und hoben die Platte an. Darunter die Überraschung: ein „zugeschüttetes“ Loch – mindestens 1,5 Meter tief –, das seitlich weggeht. Ob es sich um den alten Abort aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, einen alten Treppenabgang oder womöglich einen verschütteten Keller handelt, müsste mit Grabungen geklärt werden.

Der größte Schatz des Vereins sind jedoch die vielen Ehrenamtlichen, die sich unentgeltlich einbringen. Stellvertretend benennt unser Vorsitzender Herrn Wacker. Er kümmert sich seit über einem Jahr um die benachbarte Friedenseiche auf dem Schlossplatz und sorgt dafür, dass sie immer genug Wasser hat.

„Ohne die ganzen Helferinnen und Helfer, könnte ein Verein wie dieser nicht existieren und oftmals sind es auch einfach die kleinen Handgriffe, die unterstützen. Von daher ein herzlicher Dank an alle“ bekräftigt Frank Mayer.

Text und Bilder: Sonja Möschter