Abb.: Römischer Kantharos

Inventarnummer: R 60 (61/2-B0050 Nied)

Datierung: 2. Viertel bis 3. Viertel 2. Jh. n. Chr.
Fundort: Frankfurt-Nied, Hessen, Deutschland

Alle Angaben ohne Gewähr.
© Verein für Geschichte und Altertumskunde e.V. Frankfurt a.M.-Höchst

Römischer Kantharos

Trinken wie Gott Dionysos.

Als Kantharos bezeichnet man ein antikes, becherartiges Trinkgefäß mit zwei meist an der Lippe ansetzenden weit ausgeschweiften Schlaufenhenkeln. Das Gefäß ist eng mit dem Kult des Gottes Dionysos verbunden. Diese Form entwickelte sich in mittelhelladischer Zeit (2050 bis etwa 1700/1600 v. Chr.) und galt schon in der klassischen Antike etwas altertümlich. Die Etrusker und auch die Römer übernahmen sie – und variierten die Form. Das Gefäß war eine typische Opfergabe und ein Kultgegenstand im privaten Bereich, häufiger aber eine Grabbeigabe. Bereits ab der hellenistischen Zeit findet sich die Form auch außerhalb des kultischen Zwecks wieder, zum Beispiel als Trinkgefäß für den profanen Gebrauch.

Die Gefäße wurden neben Keramik auch aus Metallen und – bei den Römern – sogar aus Glas gefertigt. Der hier gezeigte Kantharos diente vermutlich als Trinkgefäß und gehört zur Gruppe der Wetterauer Ware, einer feinen rotbemalten Keramik. Hergestellt wurde er in der zivilen Nieder Töpferei, denn das Gefäß wurde in einer Wohnsiedlung gefunden. Wegen des kleinen Verbreitungsgebietes der Wetterauer Ware und deren kurze Produktionszeit sind nur sehr wenige Bruchstücke erhalten. Wir haben das Glück, das der Kantharos der Höchster Sammlung als Einziger gänzlich erhalten blieb. Übrigens: Vermutlich wurden in der Töpferei auch Kantharoi (Anmerkung: die Mehrzahl von Kantharos) mit Philosophen-Darstellungen in einem dunkleren Farbüberzug gefertigt.