Abb.: Geweihstücke des Riesenhirsches
Inventarnummer: P1, P2 und P3
Datierung: Oberes Jungpaläolithikum, 18.000 – 12.000 v. Chr.
Fundort: Mainberg, Frankfurt-Höchst, Hessen, Deutschland
Alle Angaben ohne Gewähr.
© Verein für Geschichte und Altertumskunde e.V. Frankfurt a.M.-Höchst
Verzierte Geweihe des Riesenhirsches
Die ersten bekannten Spuren des Menschen in Frankfurt-Höchst.
Mit dem Eintreffen des anatomisch modernen Menschen in Europa vor 40.000 Jahren beginnt das Jungpaläolithikum. Die verzierten Riesenhirschgeweihstücke aus dem Jungpaläolithikum stammende Artefakte mit intentionell, also zweckbestimmt angefertigte Verzierungen sind die ältesten bis jetzt gefundenen Spuren von Menschen in Höchst.
Die Verzierungen auf den Geweihstücken wurden vor mindestens 14.000 Jahren im Magdalénien – einer Epoche des Jungpaläolithikums – gefertigt, zu der Zeit als beispielsweise die Höhlenmalerei ihren Höhepunkt erreichte. Bauarbeiter entdeckten vier Geweihstücke wahrscheinlich im Jahr 1895/96 bei Bauarbeiten am Mainberg in Höchst, vermutlich bei Kanalarbeiten im Bereich des damaligen Hotels „Schöne Aussicht“, heute Hotel „Höchster Hof“. 1974 wurden sie im Lager des Höchster Geschichtsvereins durch Rolf Kubon wiederentdeckt. Allerdings: Das vierte Geweihstück ist verschollen.
Die drei erhaltenen Fundstücke mit einer Länge von 23-28 cm und einem Durchmesser von 5,6-7 cm tragen alle Kerbschnittgruppen und sind die Unterteile der Abwurfstangen des Riesenhirsches. Während die Kerbschnittgruppen eine mehr oder weniger deutliche parallele Reihung der einzelnen Kerbschnitte zeigen, hat eine Gruppe mehr zeichenhaften Charakter. Die Kerbungen und Bearbeitung der Stücke zeigen eine eindeutige intentionelle Bedeutung der Kerben, deren Bedeutung uns heute verschlossen bleibt.
Die Datierung der Stücke in das Magdalénien beruhen auf dem Zeitpunkt des Aussterbens des Riesenhirsches sowie altsteinzeitliche Funde in der Gegend bis Mitte der 1970erJahre. Während die derzeitige Datierung eine Herstellung durch den modernen Menschen vermuten lässt, gibt es nach heutigem Forschungsstand mit Kerben verzierte Riesenhirschknochen, die vom Neandertaler von vor 51.000 Jahren stammen.