Offener Brief an die Stadt Frankfurt

Empfänger: Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt – Herrn Peter Feldmann; Archäologische Denkmalpflege Denkmalamt Frankfurt – Dr. Andrea Hampel; Ortsbeirat 6 Frankfurt-West – Susanne Serke; Dezernent Stadtplanungsamt Frankfurt – Mike Josef; Höchster Kreisblatt Redaktion – Holger Vonhof.

Alle Jahre wieder steht den Menschen im Frühjahr der Anblick unseres desolaten Brüningbrunnens vor Augen. Regelmäßig werden die Anträge der Presse, des Ortsbeirates und der Bürger auf Instandsetzung des Brunnens, von der Stadt auf das nächste Jahr verschoben.

Nun möchten wir, der „Verein für Geschichte und Altertumskunde e.V.“ Frankfurt -Höchst 1894, den vernachlässigten, entwürdigenden Zustand des Denkmals verbessern und der Stadt Frankfurt einen konstruktiven Vorschlag zur Verschönerung des Stadtbildes mit der gleichzeitigen Würdigung des Ehrenmals unterbreiten.

Die mächtige Rotbuche inmitten der Wiese in der Rudolf Schäfer-Anlage scheint die Dürreperiode der letzten 2 Jahre nicht überstanden zu haben. Angedacht wäre, das Ehrenmal auf dem Platz der gefällten Rotbuche zu errichten und mit einem zuführenden Kiesweg einen Rundweg um das Denkmal zu gestalten. Durch eine spezielle Bepflanzung würden wir einen psychologischen Zaun mit Rosen, Wachholder oder anderen hinderlichen (stechenden) Pflanzen empfehlen, um den direkten Zugang zum Brunnen zu erschweren und somit Verschmutzungen vorzubeugen.

Es sind mehrere Vorteile zu sehen. Zum ersten bekäme der im Jahr 1910, von der Bürgerschaft an das wohltätige Ehepaar Adolf und Clara von Brüning gestiftete Brüningbrunnen seine verdiente Würdigung im Sinne eines kulturhistorischen Denkmals. Einhergehend mit einer wesentlichen Aufwertung der kompletten Parkanlage würde der Brunnen für den Spaziergänger zu einem regelrechten Blickfang. Als weiterer Vorteil erscheint uns die dauerhafte Pflege durch das städtische Gartenamt im Rahmen der regelmäßigen Anlagenpflege. Somit entfiele die stetige, unzureichende Pflege durch das Stadtreinigungsamt, was sich letztlich kosteneinsparend auswirken würde.

Wie bekannt, flossen im vorliegenden Jahr 2015 ca. 1,7 Milliarden Euro an Gewerbesteuer in die Stadtkasse Frankfurt. Weniger bekannt ist dem Bürger, dass davon fast ein Viertel allein von einem Unternehmen des Industrieparks Höchst geleistet wurde. Laienhaft ausgedrückt, kommt von den weiteren dort ansässigen Unternehmen nochmals eine hohe Summe an Steuervolumen auf. Vor dem Hintergrund, dass Adolf Brüning als Mitbegründer sehr wesentlich Anteil an der Entstehung der vorhergehenden Hoechst AG hatte, auf dessen Fundament der Industriepark entstand, sollte diesem Denkmal doch eine ehrenvollere Achtung entgegengebracht werden. Diese Werksgründer, Meister Lucius & Brüning, waren nicht nur die Männer der ersten Jahre der Hoechst AG, sondern auch sehr sozial eingestellt. Schon gleich zur Entstehung der Fabrik begannen sie, ihren Arbeitern und deren Familien in sozialer Hinsicht zur Seite zu stehen. Doch auch im Umfeld waren sie als großzügige Spender bekannt und ermöglichten eine sehr gute soziale Infrastruktur. Dabei ist die Entstehung der ev. Stadtkirche und der wohlgegliederte Aufbau des Krankenhauses Höchst besonders hervorzuheben. Adolf Brüning und seine Frau Clara, geb. Spindler, waren auch die Beschützer und Helfer der vielen sozial Benachteiligten und der alten und kranken Bürger. Aus Dank darüber errichtete die Höchster Ihren Gönnern 1910 ein Denkmal – den Adolf und Clara von Brüningbrunnen auf dem Höchster Schloßplatz! 1938 wurde er auf den Marktplatz versetzt und führt dort sein trauriges Dasein, etwas abseits der geparkten Blechkarossen.

Auch heute noch fließt viel Geld aus dem Frankfurter Westen in die Stadtkasse – doch sehr spärlich floss Geld zurück für die Erhaltung und Entwicklung des eingemeindeten Westens. Ein massiver Investitionsstau ließ die Bürgerschaft missmutig auf Frankfurt schauen. Während hier vielen Strukturen, Gebäuden und Anlagen der Verfall droht, konnte Frankfurt in der Innenstadt ein Projekt „Neue Altstadt“ umfangreich fördern. Dies, obwohl Höchst, das an die Fachwerkstraße angebunden ist, über eine große historisch gewachsene Altstadt verfügt. Man bevorzugte jedoch den Bau einer Retortenaltstadt in der City und vernachlässigte folglich unsere schützenswerten Baudenkmäler viele Jahre. Zur Ehrenrettung sei bemerkt, dass man in kürzerer Vergangenheit von Seiten der Stadt endlich einmal etwas großzügiger war, um verschiedene Projekte im Westen zu fördern. Doch um das Ansehen an dieses Ehepaar zu erhalten, dem die Stadt Frankfurt einen Großteil der heute noch fließenden Steuern verdankt, ist nichts übrig!

Die Dankesbezeugung der Höchster Bürgerschaft ihren Wohltätern gegenüber, der genannte Brüningbrunnen, wird stetig der weiteren Verwahrlosung preisgegeben. Übel verschmutzt, mit desolater Technik, die Wasserbecken voller Unrat und mit hässlichem Unkraut bewachsen, steht er nicht als Denkmal, sondern als Schandmal auf dem hässlichen und abstoßend anmutenden Höchster Marktplatz.

Vorbildlich dagegen der in Berlin stehende Brunnen der Familie Spindler, aus der Clara von Brüning entstammt. Der Spindler-Brunnen ist sehr gepflegt, wie auch die ganze darum liegende Anlage.

Nach Jahren der Vertröstung, dass „im darauffolgenden Jahr“ etwas getan würde, sehen wir uns angeregt, diesen offenen Brief zu schreiben. Das geschieht letztendlich, um auf die Wünsche des Frankfurter Westens aufmerksam zu machen.

Jürgen Rothländer
Stellvertretend für den
„Verein für Geschichte und Altertumskunde e.V.
Frankfurt-Höchst“