Ein Konzept für den Ettinghausenplatz

Zur Neugestaltung stellen wir einen Vorschlag unseres 2. Vorsitzenden Peter Abel vor

Skizze der möglichen Abpflasterung

AKtuelle Fotos des Ettinghausenplatzes und Skizze der Aufmauerung

Wie im Höchster Kreisblatt vom 8. Juni 2021 zu lesen war, haben Höchster Bürger/innen im Rahmen eines Ideenwettbewerbes Vorschläge zur Neugestaltung des Ettinghausenplatzes eingereicht. Einer dieser Vorschläge ist von unserem 2. Vorsitzenden. Hier die ausführliche Fassung mit erläuternden Skizzen:

Ausgangslage und Grundidee

Bei den Ausgrabungsarbeiten auf dem Ettinghausenplatz wurde im Herbst 2020 nach den Resten der in der Reichs­kristallnacht zerstörten Synagoge gesucht und gefunden. Nun wurde der Platz vorübergehend wieder mit einer Asphaltdecke geschlossen. Aktuell ist die Umgestaltung in Planung.

Der Höchster Verein für Geschichte und Altertumskunde möchte sich in diese Planungen und Umgestaltung einbringen – mit einer kostengünstigen Lösung, die im größeren Kontext auch die alten Stadtmauern einbezieht. Denn selten findet man auf einem Grabungsplatz eine aufeinanderfolgend sich entwickelnde Stadtgeschichte, die bis heute erkennbar ist oder gemacht werden kann.

Geschichtliche Einordnung des Ettinghausenplatzes

1905 wurde die vierte Synagoge in rotem Backstein errichtet. Dieser Neubau erfolgte auf dem Baugrund der dritten Vorgängersynagoge, die einst auf den Grundmauern des „Hinterturms“ und der Stadtmauer errichtet wurde.

Der Vorgängerbau wurde vom Nassauischen Staat überlassen, der originale Hinterturm mit seinem dicken, wuchtigen Mauerwerk war eingebunden in die Stadtmauer. Dieser wurde von der kleinen jüdischen Gemeinde von innen ausgedünnt, um mehr Platz zu gewinnen.

Diese zweite Synagoge war ein komplett integrales Bauwerk der Stadtbefestigung, durch den ein Arm des Liederbachs führte.[1] Die Ausgrabung brachte dies alles zutage, inklusive Stadtgraben vor der Stadtmauer.

Die erste Synagoge, als „jüdisches Bethaus“ bezeichnet, befand sich in der Albanusstraße, im Haus der heutigen Gaststätte „Anno 1525“.

Anregung

Errichtung eines Bodendenkmals mit farbigem Pflaster bzw. Aufmauerungen als Sitzbänke

Die früheren Dimensionen der vierten Synagoge (Baupläne sind vorhanden) könnten in rotem Backstein als

Bodendenkmal in Form einer roten Pflasterung sichtbar gemacht werden! Der rote Backstein stammte aus dem Nachbarstadtteil Sossenheim und wäre heute noch verfügbar. Ebenfalls denkbar wäre es, den Grundriss aufzumauern in einer Sitzhöhe von ca. 40-­‐50 Zentimetern – für Sitzbänke beispielsweise. Damit ist das Bauwerk wieder erkennbar. Erläuternde Tafeln ergänzen das Ganze.

Der frühere Bereich des Sanktuariums, also der heutige Bunkereingangsbereich, kann ebenfalls gekennzeichnet werden. „Fernrohre“ sind weiterhin Bestandteil des Ettinghausenplatzes. Begrünung ist wünschenswert! Der Hinterturm und die alte Stadtmauer könnten mit weißen Pflastersteinen, einschließlich dem Halbschalenturm bis zum erhaltenen Rest der Stadtmauer an der Markthalle, gekennzeichnet werden.

Der ehemalige Bachverlauf kann mit Blaubasalt oder anderes bläuliches Gestein sichtbar gemacht werden.

Der Grundriss des Hinterturms, identisch mit dem Stadtmauerverlauf, wird weiß gepflastert.

Die Darstellung des Hinterturms als zweite Synagoge in einem hellgrauen Granit, innerhalb der weißen Außendarstellung des Turms.

Die dritte Synagoge auf den Grundmauern des Hinterturms könnte in einem dunkelgrauen Granitpflaster (oder rotem Granitpflaster oder in der Originalfarbe des aufgehenden Mauerwerks) gekennzeichnet werden.

Damit wären alle geschichtlichen Aspekte dieses Platzes erfasst und sichtbar!

Weitere Ideen

Verlauf der alten Stadtmauern in der Höchster Altstadt einbeziehen

Wünschenswert wäre eine weiße Abpflasterung im Verlauf der früheren Stadtmauer – bis hin zum Storch (Storchgasse) und dem Frankfurter Tor. Auch das wäre im Asphalt darstellbar, wie auch die frühere kleine Brücke über den Stadtgraben oder Liederbach. Einbezogen werden könnte auch das Mainzer Tor. Der hier stehende Specht ging in der neuen Bebauung unter. Damit wäre die komplette Bewehrung auch heute wieder erkennbar, inklusive den alten Ecktürmen und Halbschalentürmen.

Die heute noch erkennbare Mächtigkeit des nördlichen Eckturms wird leider in einer Ecke des Höchster Schwimmbades zugedeckt. Hier könnte die Erdaufschüttung entfernt, der Bereich gärtnerisch neugestaltet werden. Damit wäre die Wucht der alten Stadtmauern am Dalberger Haus wieder erkennbar. Eine Fortführung am Neuen Höchster Schloss bis zum Ochsenturm wäre denkbar.

[1] Quelle: „Die Städtebauliche Entwicklung der Stadt Höchst a. M., sowie seine Forschungsarbeiten zu den jüdischen Bethäusern bzw. Synagogen und seine Vorträge im Kronberger Haus“ von Dr. Wolfgang Metternich.

Peter Abel